Vier Forschungsprojekte vom Nationalfonds gefördert

Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) hat Förderbeiträge für vier Projekte an der Universität Luzern gesprochen. Die von Forschenden an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften und Medizin eingeworbenen Mittel betragen insgesamt rund 4,6 Mio. Franken.

Fassade des Uni-/PH-Gebäudes (©Universität Luzern, Zulji Mensur)

Mit «guten» Darmbakterien Schlaf und Entwicklung von Säuglingen fördern
Bei der Entwicklung und Steuerung vieler Prozesse im Körper spielt die Zusammenarbeit zwischen Darm und Hirn eine entscheidende Rolle. Es gibt zunehmend Hinweise darauf, dass das Darmmikrobiom, also die Gesamtheit aller Mikroorganismen im Verdauungstrakt, auch den Schlaf und kognitive Funktionen beeinflusst. Besonders in der wichtigen Entwicklungsphase der ersten beiden Lebensjahre verändert sich das Mikrobiom schnell. Störungen während dieser Zeit können zu langfristigen Gesundheitsproblemen führen. Frühgeborene sind davon besonders oft betroffen. Daher ist es wichtig, wirkungsvolle vorbeugende Massnahmen und Therapien zu finden. Der «NapBiome Trial», eine Studie der Universitäten Luzern und Fribourg sowie der ETH Zürich, untersucht, wie sich die Verabreichung sogenannter Synbiotika – «guter» Darmbakterien und deren Nahrung – auf den Schlaf und die neurologische Entwicklung von früh- und termingeborenen Säuglingen auswirkt. 380 Kinder werden über eine Zeitspanne von zwei Jahren untersucht.

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Grundlagen für eine nutzenbasierte Krankenversicherung
Das «Value-based Insurance Design» (VBID) ist ein versicherungspolitisches Konzept, das zum Ziel hat, Anreize im Gesundheitssystem nach dem medizinischen Nutzen von Leistungen auszurichten: Hochwertige, kosteneffektive Versorgung soll gefördert, geringwertige Leistungen sollen reduziert werden. Ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Boes will nun unter Einbezug des VBID einen wissenschaftlich fundierten Beitrag zur Weiterentwicklung eines effizienten, fairen und akzeptierten Krankenversicherungssystems in der Schweiz leisten. Dazu soll erstens ein operatives Rahmenkonzept unter Berücksichtigung regulatorischer Gegebenheiten entwickelt, zweitens die Präferenzen der Bevölkerung zu konkreten Aspekten des VBID analysiert, und drittens die langfristigen Auswirkungen eines VBID-Einsatzes auf Kosten, Gesundheit und Wohlfahrt bewertet werden. Zu diesem Zweck kommen verschiedene wissenschaftliche Methoden zum Einsatz: eine systematische Auswertung der vorhandenen Fachliteratur, eine repräsentative Bevölkerungsbefragung sowie neue statistische Modelle zur Auswertung der Daten.

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Polarisierung bei Gesundheitsthemen
Das Projekt unter der Leitung von Ass.-Prof. Dr. David Weisstanner soll zu einem besseren Verständnis der politischen Auseinandersetzungen rund um das Gesundheitswesen beitragen. Gesundheit galt lange als sachorientiertes und überparteiliches Thema. Zunehmend wird es jedoch entlang wirtschaftlicher und kultureller Spannungslinien diskutiert, etwa wenn es um Umweltfragen oder um gesellschaftliche Debatten rund um Herkunft, Geschlecht und soziale Identität geht. Das Projekt untersucht, wie politische Parteien in westlichen Demokratien das Thema Gesundheit ideologisch aufladen und politisieren, wie gut die Positionen der Parteien mit den Einstellungen der Wählerinnen und Wähler übereinstimmen und ob die Politisierung des Themas Gesundheit zu einer Polarisierung beiträgt. Das Projekt kombiniert Inhaltsanalysen von über 2600 Wahlprogrammen aus 25 Ländern seit den 1960er-Jahren mit aktuellen Umfragedaten und Experimenten in vier Ländern.

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Geschlechterunterschiede bei Behandlungsentscheiden
Ein möglicher Grund für regionale Unterschiede bei der Nutzung von Gesundheitsleistungen und bei den Gesundheitskosten liegt in der medizinischen Entscheidungsfreiheit: Vielfach basieren Entscheide für Behandlungen nicht auf eindeutigen Vorgaben, sondern auf individuellen Einschätzungen von Ärztinnen und Ärzten. Nebst persönlichen Überzeugungen und beruflichen Erfahrungen könnte auch das Geschlecht eine Rolle spielen. Das Forschungsprojekt unter der Leitung von Dr. Lukas Kauer und Dr. Samuel Lordemus untersucht, ob und wie das Geschlecht von Ärztinnen und Ärzten medizinische Entscheidungen beeinflusst und ob dies mitverantwortlich ist für regionale Kostenunterschiede im Schweizer Gesundheitswesen. Für die Studie beurteilen Ärztinnen und Ärzte in einem Experiment fiktive Patientensituationen und geben dazu Diagnose- sowie Behandlungsempfehlungen ab. Zusätzlich werden Daten aus der obligatorischen Krankenversicherung zu Art und Kosten verschriebener Behandlungen analysiert.

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Übersicht über alle zurzeit laufenden Forschungsprojekte
 

SNF-Projektförderung

Der Schweizerische Nationalfonds (SNF) fördert im Auftrag des Bundes die Forschung in allen wissenschaftlichen Disziplinen. Die Projektförderung ist mit insgesamt über einer halben Milliarde Franken an jährlich vergebenen Fördermitteln das grösste Förderinstrument des SNF. Gesuche um Projektförderung können von Forschenden an Schweizer Hochschulen oder anderen beitragsberechtigten Institutionen eingereicht werden. SNF-Projekt-Förderbeiträge umfassen Saläre für Mitarbeitende, Forschungskosten sowie Mittel für die wissenschaftliche Zusammenarbeit, Vernetzung und Kommunikation. Die Projektleitenden erhalten ihren Lohn von der Universität.

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