Preis für zwei Maturaarbeiten mit Religionsbezug
Die Theologische Fakultät und das Religionswissenschaftliche Seminar der Universität Luzern zeichnen zwei Maturandinnen mit dem jährlichen Luzerner Religionspreis aus. Die Arbeiten überzeugten auch durch den gekonnten Einbezug der Formate Podcast und Film.
Smilla Späti (Kantonsschule Alpenquai Luzern) und Johanna Ruoff (Kantonsschule Baden, Kanton Aargau) haben von den neun sehr guten eingereichten Maturaarbeiten die interdisziplinäre Jury am meisten überzeugt. Der jeweils mit 500 Franken dotierte Preis wird den Preisträgerinnen bei ihren Maturafeiern Ende Juni überreicht.
Freikirche zwischen Modernität und Bibeltreue
Johanna Ruoffs prämierte Maturaarbeit trägt den Titel «Showtime für den Glauben. Wie die Jugend bei ICF Gott abfeiert». Ihre schriftliche Ausarbeitung basiert auf einem selbst erstellten zweiteiligen interessanten religionsbezogenen Podcast, der auch bei Spotify zu hören ist. Dort geht Johanna Ruoff, so die Jury, auf sehr differenzierte Art und Weise ihren beiden Forschungsfragen nach: «Wie schafft es die Freikirche «ICF Zürich» so viele jungen Menschen für den christlichen Glauben zu begeistern?» und «Inwiefern passen wörtliche Bibeltreue und konservative ethische Haltungen, gerade gegenüber queeren Menschen, mit dem modernen Auftreten der Freikirche zusammen?» Die Stärke der Podcasts liege, so die Jury weiter, in der überzeugenden intensiv recherchierten Story, die gut abgewogen viele authentische Stimmen von Befragten zu Wort kommen lässt, die ICF gegenüber ganz unterschiedlich eingestellt sind. Überdies beeindruckte die Jury auch, die professionelle Umsetzung von Storytelling, Schnitt und Sound-Design der beiden 45-minütigen Podcastfolgen.
Visuelle Anthropoliege zu familiärer Ahnenverehrung und katholischer Praxis
Smilla Späti überzeugte die Jury mit dem aussergewöhnlichen Film und der exzellenten schriftlichen Arbeit: «Wir Töchter aus Bejo. Eine visuelle Annäherung – Erläuterungen zum Film. Kulturelle Konstruktion von ‹biologischer Verwandtschaft› anhand eines Selbstversuches». Mittels visueller Anthropologie dokumentiert Smilla Späti, die Begegnung mit einer Familie in Indonesien, die sich mit ihrer eigenen Mutter und damit auch mit ihr selbst auf besondere Art verbunden fühlt. Überaus eindrücklich, so die Jury, werde die Frage von Verwandtschaft in der Begegnung mit Grossmutter Mia gezeigt. Sie hat im Dorf Bejo eine wichtige Stellung, aber keine leiblichen weiblichen Nachkommen, was in der matrilinearen Gesellschaft ein Problem darstellt. Der Film zeigt auf, wie Verwandtschaft über ein biologisches Verständnis hinaus geht. Dabei spielen sowohl Ahnenverehrung als auch katholische Praxis eine wesentliche Rolle, was Smilla Späti auf anschauliche Weise und ohne Exotismus thematisiert.
Der inhaltlich und technisch hochwertige 45-minütige Film, hält die Jury fest, zeugt von einem grossen Gespür für ein matrilinear organisiertes Haus und zeigt tragfähige Brücken der Verbundenheit und Verantwortung zwischen Generationen und zwei ganz unterschiedlichen, geographisch und kulturell weit voneinander entfernten Familien auf.
Luzerner Religionspreis
Mit dem Luzerner Religionspreis würdigen die Theologische Fakultät sowie das Religionswissenschaftliche Seminar der Kultur- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Luzern die Auseinandersetzung von Schülerinnen und Schülern im Hinblick mit dem Themenspektrum Religion, indem sie herausragende Maturaarbeiten zum Thema Religion und Ethik auszeichnen. Der Preis wird von der Universitätsstiftung Luzern entrichtet. Zugelassen sind Arbeiten aus allen Fächern und aus der gesamten deutschsprachigen Schweiz.
Mehr Informationen und Auskunft
Prof. Dr. theol. Christian Höger, Professor für Religionspädagogik und Katechetik, Präsident der Jury. [email protected]