«Ich habe die Möglichkeit, Religion im gesellschaftlichen Kontext zu betrachten»
Der Masterstudiengang Religion – Wirtschaft – Politik (RWP) vereint drei Disziplinen und wird an drei Universitäten studiert. Die Studentin Esther Gasser erzählt, was hinter dem interdisziplinären Ansatz steckt, warum sie sich dafür entschieden hat und wie sie die Religion mit hochaktuellen Themen wie dem digitalen Wandel in Verbindung bringt.
Esther Gasser, was darf man sich unter dem Masterstudiengang Religion – Wirtschaft – Politik vorstellen?
RWP ist ein Joint Degree Masterstudiengang, also ein gemeinsames Studienprogramm von drei Schweizer Universitäten, das sich mit den Wechselwirkungen zwischen Religion, Wirtschaft und Politik befasst. Darunter fällt eine grosse Bandbreite von Themen, die wir mit Methoden und Theorieansätzen aus unterschiedlichen Disziplinen bearbeiten. Kurz zusammengefasst: Wir kommen dort ins Spiel, wo Religion gesellschaftlich relevant ist.
Was hat dich am Studiengang gereizt – und was fasziniert dich auch jetzt noch daran?
Ich habe im Bachelor Kommunikationswissenschaften studiert und hatte im akademischen Kontext nie vertieft mit Religion zu tun. Das Thema Religion interessiert mich persönlich aber seit jeher, ich konnte mir jedoch nie vorstellen, isoliert Religionswissenschaft oder Theologie zu studieren.
Mit RWP habe ich die Möglichkeit, Religion im gesellschaftlichen Kontext zu betrachten. Im Zentrum steht jeweils ein konkretes Thema mit Religionsbezug. Wir sind aber nicht an die Grenzen wissenschaftlicher Fachgebiete gebunden, sondern nutzen «das Beste aus allen Welten», um dieses Thema möglichst gut zu verstehen. Diese Freiheit zieht sich durch grosse Teile des RWP-Studiums: Ich entscheide selbst, mit welchen Themen ich mich befasse und welche Werkzeuge und Fähigkeiten ich mir dafür aneignen will.
Du studierst an drei Universitäten – Basel, Luzern und Zürich. Wie funktioniert das organisatorisch?
Jede*r Student*in hat eine Hauptuniversität, über die administrative Angelegenheiten abgewickelt werden. Die Pflicht- und Wahlpflichtmodule des Studiengangs finden an fixen Standorten statt, die man sich nicht selbst aussucht. Sie sind allerdings so geplant, dass man ganze Tage an einem Standort verbringen kann und normalerweise nicht über Mittag beispielsweise von Luzern nach Basel reisen muss. Im Bereich der Wahlmodule sind wir frei und entsprechend selbst verantwortlich, unsere Kurse inklusive Reisezeiten sinnvoll zu planen. Auf viele Stunden im Zug und auch einige administrative Herausforderungen im Umgang mit verschiedenen Unis und Fakultäten muss man sich einstellen – wir werden aber von unserer Koordinatorin in allen Belangen wunderbar beraten.
Mit welchen konkreten Themen befasst du dich momentan in deinem Studium?
In diesem Semester besuche ich unter anderem Kurse zu digitaler Religion, zu Religion und politischer Gewalt und ich analysiere in einem Seminar Daten über die Entwicklung der Religionszugehörigkeiten in den Schweizer Regionen. Da treffen sich nicht nur Religion, Wirtschaft und Politik, sondern auch weitere Disziplinen, in meinem Fall vor allem Soziologie und Kommunikationswissenschaften.
Was erhoffst du dir vom Studium mit Blick auf deinen weiteren Berufsweg?
Ich würde gerne in einer sozialwissenschaftlichen Disziplin im thematischen Umfeld von Religion doktorieren. Mein Studium nutze ich darum gezielt, mir thematisches Wissen und methodische Erfahrung anzueignen, die ich in der Forschung brauche. Weiter hoffe ich, vom breiten Netzwerk des Zentrums für Religion, Wirtschaft und Politik (ZRWP) zu profitieren, um mit interessanten Personen aus der Wissenschaft in Kontakt zu kommen.
Für wen ist der Studiengang besonders spannend – und was würdest du zukünftigen RWP-Student*innen mit auf den Weg geben?
Wer sich für Religion in der Gesellschaft interessiert, kann seinen individuellen Weg im Master RWP finden. Wichtig ist aus meiner Sicht, sich zu fragen, mit welchem Ziel man diesen Master macht. Neben den obligatorischen Bestandteilen des Studiums – die man übrigens im Auge haben sollte, um nicht ungewollt länger zu studieren – bleibt enorm viel Wahlfreiheit. Im laufenden Semester wählen wir aus über 250 Kursen. Da kann man sich leicht verzetteln. Mir hilft es, mich immer wieder zu fragen: Wo will ich hin? Was brauche ich dafür wirklich? Bildlich gesprochen: Der Master RWP eröffnet die Möglichkeit, viele Schlüssel für Türen auf dem weiteren Lebensweg zu sammeln. Jede und jeder hat es selbst in der Hand, ob die gesammelten Schlüssel zu den Türen passen, die nach dem Masterstudium geöffnet werden wollen.
Interessiert am Masterstudium Religion-Wirtschaft-Politik? Mehr Infos findest du hier.
Dieses Interview wurde von Nora Knobel, Bachelorstudentin in Gesellschafts- und Kommunikationswissenschaften, realisiert.